„Wer sich leicht ablenken lässt, muss viele Umwege in Kauf nehmen.“ (Ernst Ferstl)

Sehr geehrte Leserschaft,

in letzter Zeit hatte wieder viel zu erledigen und vieles zu bedenken. Und viele Termine hatte ich ebenso. Daher ging ich neulich pflichtbewusst schon einmal die Termine für die folgende Woche in meinem Terminkalender durch. Ich fand einen Eintrag für Dienstag. Da stand: „12:00 Uhr“.

Aber leider stand da nicht, was um 12:00 Uhr stattfinden sollte oder mit wem. Hm.

Ich hasse so etwas.

Je näher der Dienstag kam, desto unruhiger wurde ich. Jeden, der mir begegnete, fragte ich: „Sind wir vielleicht am Dienstag verabredet oder weißt Du vielleicht, was für ein Termin das sein könnte?“ Niemand wusste etwas.

Ich forschte in alle Richtungen. Eine komische Uhrzeit, zu sehr Mittagspause für einen offiziellen Termin, oder? Vielleicht war ich zum Essen verabredet. Vielleicht zum telefonieren. Hm.

Fräulein Bork hat viele Termine, da verliert man schon mal den Überblick…

An besagtem Dienstag saß ich schließlich um fünf vor zwölf völlig resigniert an meinem Schreibtisch. Vor mir hatte ich alle aktuellen geschäftlichen Vorgänge ausgebreitet, falls ich einen Telefontermin vereinbart haben sollte. Die Wohnung hatte ich vorsichtshalber sauber gemacht und aufgeräumt, nur für den Fall, dass ich eine Einladung zum Mittagessen ausgesprochen haben sollte. Ich hatte mir auch schon überlegt, was ich auf die Schnelle kochen könnte, wenn es zu einem Besuch käme: Gemüse-Couscous mit Räuchertofu und Rucola-Salat mit Pilzen und Mango. Ich war auch schon ziemlich hungrig.

12 Uhr.

Nichts passiert. 12:05 Uhr. Nichts.

12:15 Uhr. Puh. Hoffentlich sitzt nicht gerade irgendwer irgendwo und wartet auf mich. Sowas Blödes!

Ich schaue mir You-Tube-Videos an, bis 12:30 Uhr, dann mache ich mir etwas zu essen. Niemand hat angerufen, Niemand ist gekommen. Vielleicht war das ja auch ein fehlerhafter Eintrag und ich hatte einfach nur vergessen, ihn durchzustreichen.

Auch der Mittwoch bleibt folgenlos. Ebenso der Donnerstag. Mein Herz fühlt sich schon wieder leichter an. Dann der Freitag. Die Kinderarztpraxis ruft an: „Fräulein Bork, Sie hatten ja am Dienstag einen Termin zur Zeckenimpfung für den Thronfolger. Den haben Sie aber leider nicht wahr genommen…“

„Oh Gott!“ So ein Mist! Wir haben den Wanderurlaub schon gebucht und so einen Zeckenimpfung braucht Wochen, bis sie richtig fertig ist. Mist Mist Mist! Eine Woge des verletzten Mutterperfektionismus überrollt mich. Wie konnte ich nur den Termin verpassen?!

Ich vereinbare einen Nachholtermin. Vielleicht ist eine halbe Zeckenimpfung besser als gar keine. Und schließlich hatte der Kleine ja auch überhaupt noch nie eine Zecke. Tief durchatmen! Okay.

Wenigstens ist die Wohnung jetzt richtig schön sauber und aufgeräumt, da hatte das alles auch sein Gutes.

Am nächsten Tag besuchen der Göttergatte und ich ein Seminar, danach geht es mit dem Thronfolger zu einem Kindergeburtstag, danach gehe ich noch zum Fest einer lieben Freundin, ich trinke Wein und lache über mein Termin-Chaos. So etwas!

Als ich spät nachts wieder in die heimische Wohnung tapse, empfängt mich der Göttergatte: „Fräulein Bork, der Kleine hatte heute seine erste Zecke!“

„Oh Gott!! Das ist ja schrecklich! Und dramaturgisch total ausgefeilt!“, rufe ich erschrocken. Da will mir doch das Leben gerade irgendwie was sagen! Aber ich bin jetzt viel zu besorgt und viel zu müde und viel zu beschwipst, um das auszutüfteln.

Ich falle ins Bett und fühle mich schrecklich.

Manchmal wächst mir alles über den Kopf… was will mir das Leben sagen?

Am nächsten Morgen, bei Milchkaffee und Honigwaffel, wird mir klar, was das Leben mir sagen wollte: Ich muss mich besser konzentrieren, wenn ich Termine in meinen Terminkalender eintrage!

Danke, liebes Leben. Das musste mal gesagt werden.

Mit freundlichen Grüßen

Fräulein Bork

„Das wichtigste Zimmer im Leben lässt sich weder verleugnen noch vortäuschen – die Kinderstube.“ (Oliver Hassencamp)

 

Sehr geehrte Leserschaft,

„Freundchen!“, sage ich zum Thronfolger, als er zum millionsten Male seinen Trinkbecher durch die Gegend pfeffert. „So geht das aber nicht!!“

Und dann durchzuckt die Erkenntnis blitzartig meinen Körper: Ich habe den Thronfolger Freundchen genannt. Wie bin ich denn drauf?!

Jetzt hat der wahrscheinlich in 30 Jahren auch einen Blog und schreibt unter der Überschrift „Donnerwetter – Freundchen Thronfolger sagt: und es geht doch!!“

Ich mache schon viel gut und richtig, aber insgesamt kann man ruhig feststellen: das ist gar nicht so leicht mit der Erziehung vom Nachwuchs.

Ich finde es oftmals schon schwer genug, mich selbst zu erziehen. Und den Thronfolger lerne ich ja gerade erst kennen…

Ich will ihm so Wichtiges vermitteln wie: Achtsamkeit, Mut, Disziplin, Geduld, Mitgefühl, Wertschätzung, Leidenschaft, Kreativität, Konzentration, Entspannung, Genuss, Spielfreude, Entdeckerlust, Analysefähigkeit, … mindestens!

Aber bis wir zwei uns anständig unterhalten können, fühlt sich der Thronfolger meines Erachtens nach in der Hauptsache herumbugsiert. Und in der Ausübung seiner Rechte und Interessen stark behindert.

Natürlich haben wir auch viel Spaß miteinander, aber wir Eltern sind eben nie nur SpielkamaradInnen sondern immer auch Erziehungsverpflichtete und Vorbilder. Wir müssen dauernd sagen: „Nein, Du darfst nicht hauen.“ und „Achtung, das geht kaputt!“.

Unser Sohn beginnt nun erfreulicherweise das Sprechen und Verstehen der deutschen Sprache. So haben der Göttergatte und ich uns jüngst vorgenommen, in Gegenwart des Kindes nicht mehr zu fluchen und so.

Das hat sich aber als nicht durchführbar erwiesen.

Gerade in der Weihnachtszeit, wo wir den Thronfolger ja aufgrund der Ferien dauernd um uns herum hatten – wir sind auch nur Menschen, verdammt!

Dann haben wir beschlossen, nicht mehr so doll zu fluchen, sondern unsere beliebtesten Fluch- und Schimpfworte abzuschwächen. Ich versuche jetzt z.B. immer „Mist!“ zu sagen, anstatt die-geneigte-Leserschaft-weiß-schon-was. „Dreck!“ geht auch gut, hat auch einen guten Sound.

„Verflixt!“ ist ein wunderschönes Wort, ist aber im Mund leider viel zu kompliziert, wenn man richtig sauer ist. Vor lauter Angst, etwas falsches zu sagen, knurre ich auch oft nur noch so vor mich hin…

Wir ärgern uns tatsächlich recht häufig, dass fällt mir überhaupt erst auf, seit ich versuche, die bösen Wörter zu vermeiden. Das ist wirklich verflixt schwierig… Und dann denke ich schon manchmal: Wäre es denn sooo schlimm, wenn der Kleine mal „Scheiße!“ schreit, wenn er sich ärgert? Lohnt sich die die Mühe der häuslichen Zensur dafür wirklich?

Eine gute Kinderstube ist total wichtig!

Aber wichtig ist hier doch eigentlich für den Nachwuchs nicht die Unkenntnis der Worte, sondern die Erkenntnis, dass man um Gottes Willen nur im privaten Kreis reden darf, wie einem der Schnabel gewachsen ist und sich im öffentlichen Leben etwas zurücknimmt.

Genauso wie mit dem Pupsen.

Als ich noch im Kindergarten gearbeitet habe, sagte ich den Kindern mit den schlimmen Wörtern nachdrücklich: „Solche Wörter will ich hier nicht hören!“ Und das stimmte auch, das gehört sich nicht. Aber ich konnte doch nicht allen Ernstes sagen: „So etwas sagt man nicht!“ Das wäre nämlich in der Sache unrichtig. Und das merken auch die Kleinsten. JEDER sagt ab und zu die-geneigte-Leserschaft-weiß-schon-was. Aber es kommt eben auf den Rahmen an. Ich finde, dass kann man Kindern schon klar machen.

Ein ebenfalls sehr beliebter Vorschlag meinerseits war: „Versuch‘ doch mal, ob Du pupsen kannst, ohne dass es jemand merkt…“ – jemand muss schließlich die Kleinen auf das Leben da draußen vorbereiten!

Unternehmensberaterin Christine Wolff schreibt: „Begeistern Sie Ihr Team mit Engagement und Authentizität. Sorgen Sie für offene Kommunikation, respektvollen Umgang, klare Zuweisung von Verantwortlichkeiten und gezielte Anerkennung – das Sind wichtige Voraussetzungen für Ihren Erfolg als Vorgesetzte.“ – Das funktioniert nach meiner Erfahrung auch in der Kinderstube sehr gut. Wie es früher immer in der Werbung immer hieß: „Ich leite ein erfolgreiches Familienunternehmen…“ Da muss man authentisch bleiben und die Kirche auch mal im Dorf lassen. Und man muss auch delegieren können!

Viele kennen ja das afrikanische Sprichwort, dass man ein ganzes Dorf braucht, um ein Kind groß zu ziehen. Früher war das auch hier so, da braucht man gar nicht so sehr in die Ferne zu schweifen, bloß in die Vergangenheit.

Wenn ich früher spielen gegangen bin, wusste meine Mutter über Stunden nicht genau, wo ich war und mit wem. Da sind die Kinder ohne Handy und ohne designierte Aufsichtsperson herumgelaufen und jeder hat ein bisschen mit drauf geachtet.

Das ist heute ganz anders, da stehen Eltern als Alleinverantwortliche da und sind auch schnell mal überfordert. Man soll nämlich immer dabei sein, alles absichern, alles untersuchen, alles impfen, alles wissen – aber bloß nicht zu distanzlos sein, nicht so wie diese uncoolen Hubschrauber-Eltern!

Puh.

Da kriegt man ja Helikopter im Kopf!

Ich werde doch verrückt, wenn ich immer unbemerkt um das Kind kreisen und alles besserwissen soll. Und dann wird der Thronfolger sicher auch verrückt und ergreift eine Herrschaft des Schreckens!

 

Ich brauche einfach auch mal Zeit und Gedanken für Erwachsenensachen.

Arbeiten, telefonieren, Fitness, konzentriert fernsehen und so.

Und der Thronfolger muss auch mal andere Gesichter sehen als nur immer meins.

Wir lassen also die afrikanisch-erzieherische Dorfgemeinschaft einfach wieder auferstehen.

Der Göttergatte ist als Vater zur Mit-Erziehung geradezu prädestiniert (überraschend viele Mütter vergessen das…). Die Omi ist ganz und gar hingerissen und kann von ihrem Enkelchen gar nicht genug bekommen, ist doch Prima! Die heldenhafte Tagesmutter rettet mir die Haut mit ihrer liebevollen Professionalität, der super-sympathische Babysitter rettet ganz entspannt dem Göttergatten und mir die gemeinsamen Ausflüge in die Außenwelt.

Unsere Kinderstube ist angefüllt mit herzlichen Menschen. Ich denke, dass ist das wichtigste.

Mit freundlichen Grüßen

Fräulein Bork

P.S.:

Immer mehr Mütter wollen Zeit für sich – ist doch Kindergeburtstag:

 

„Bio-Obst per E-Mail zu bestellen ist mein Luxus.“ (Judith Holofernes)

Sehr geehrte Leserschaft,

ich bekomme oft falsche Post. Also, per E-Mail.

Ich habe privat eine E-Mail-Adresse, die wohl häufig aus Versehen verwendet wird.

Ein Fenster zur Welt!

Fremde Briefpost würde ich natürlich niemals öffnen. Ich habe schon gezögert einen Brief zu öffnen, den das Finanzamt an meinen damals erst sieben Tage alten Sohn adressiert hatte – aber beim Finanzamt weiß man ja nie, da macht man besser schnell die Briefe auf, sonst kann das teuer werden.

Da mein Sohn seinerzeit in keinerlei Verfassung war, seine Post selbst zu öffnen (er hatte ja schon Mühe, seine Augen zu öffnen!), haben wir das also in elterlicher Sorgfaltspflicht für ihn übernommen. Das Finanzamt hatte ihm für alle Fälle schon einmal seine Steuernummer mitgeteilt, und ihn gebeten, das Schreiben abzuheften.

Aber zurück zu meinen E-Mails: ich habe also einen extra Ordner in meinem Computer, der „falsche Post“ heißt. Allein in den letzten zwölf Monaten habe ich 48 Nachrichten bekommen, die für jemand anderen gedacht waren.

Da geht es dann zum Beispiel darum, wann mir der Kühlschrank geliefert wird, den ich gar nicht bestellt habe. Oder jemand aus einer Finanzmanagement-Firma in Magdeburg hat mich in seinen Kumpel-Verteiler aufgenommen und sendet mir zotige Witze in der Annahme, ich wäre einer von den Jungs.

Zur Weihnachtszeit bekomme ich jetzt viele Einladungen von Menschen, die ich nicht kenne. Britta und Michael gefallen mir: die feiern am Samstag eine riesen Sause – sie werden 50 und 55 – und alle müssen im Weihnachtskostüm kommen! Toll! Leider haben sie nicht dazu geschrieben, in welcher Stadt das ganze statt findet…

55 ist ein scharfes Alter

 

Eine Immobilienfirma aus Frankfurt will mit mir besprechen, wie man in der freiwerdenden Wohnung in Ludwigshafen noch schnell Laminat verlegt und dabei das Angebot des Schreiners doch sicher noch um ein Drittel drücken könnte.

Eine liebenswürdige Dame aus Erlabrunn fragt mich, welche Hunderassen bei einer Tierhaarallergie in Frage kommen.

Einmal hat man mir sogar eine Röntgenaufnahme geschickt:

falsches Röntgenbild – was das wohl ist?

 

Ich bekomme aber auch schönere Fotos zugesandt, zum Beispiel Familienfotos vom Naturerlebnispfad an der Ostsee oder vom Urlaub in China. Aber da muss ich dann doch ein wenig die Privatsphäre meiner Brieffreunde und Brieffreundinnen schützen.

Übrigens: Falls sich der Besitzer des Buchungskontos 4967058164 fragt, wo die ganzen Rechnungen immer landen – bei mir!

Ein Mann namens Aris sendet mir ständig Immobilienempfehlungen im Stuttgarter Raum zu. Will der mit mir ein neues Leben anfangen, in den vier bis sechs Zimmern? Aber ich liebe doch den Göttergatten und den Thronfolger! Ich weiß auch gar nicht, ob mir Stuttgart so gut gefällt.

Irrtümlich war ich letztes Jahr für die Verpflegung einer Konfirmandengruppe aus Hagenburg eingeteilt worden, der Pfarrer hatte aber ein einsehen mit mir, weil doch die Anreise recht weit gewesen wäre.

Und Steffi aus Chemnitz denkt, ich sei der Thorsten und bietet mir an, mir mit der Excel-Tabelle für meinen Stundenzettel zu helfen.

Heidi und Detlef denken hingegen, ich sei der Kalle und teilen mir mit, dass sie leider nicht zu meiner Geburtstagsfeier kommen können, weil sie da schon ein Familienwochenende gebucht haben. Schade.

Manchmal lerne ich auch noch was: Neulich habe ich von der Vorbereitung auf die Industriemechaniker-Prüfung profitieren dürfen:

Prüfung zum Industriemechaniker oder zur Industriemechanikerin

Natürlich bei der Nr. 3!

Ich kläre die Missverständnisse nicht immer auf.

Die geneigte Leserschaft sieht ja selbst, was da alles zusammenkommt und meist merken die Mail-Schreiber und Mailschreiberinnen, ja selbst bald, dass die Nachricht nicht ankam. Wenn z.B. die Heidi schreibt, dass sie den Kalle ohnehin nochmal anruft, dann muss ich mich ja gar nicht erst einschalten.

Wenn ich aber zweimal von der gleichen Person Post erhalte, melde ich mich in der Regel schon.

Oder auch schon gleich beim ersten Mal, wenn ich merke, hier sind große Emotionen unterwegs.

Wie zum Beispiel: „Ich möchte Dich einfach nur kurz wissen lassen, dass die Tatsache, dass Du nicht offen kommunizierst, was mit Dir los ist, im Team recht aufgebracht aufgenommen und diskutiert wird.“ Da melde ich mich natürlich gleich zurück, bevor die Stimmung vollends kippt.

Aus Prinzip melde ich mich nicht zurück beim Buchungskonto 4967058164 und beim Industrie-Mechaniker-Prüfling – die sollen ihre Dokumente mal ordnen – ich glaube, es hackt!

Wobei ich vermute, dass es bei meinem Prüfling jetzt „Klick“ gemacht hat, da habe ich lange nichts mehr gehört – hoffentlich hat er oder sie die Prüfung bestanden!

Und manche Leute melden sich mit meiner Adresse einfach mal zu Foren an, von denen sie nicht vollgespamt werden wollen. Dafür werde ich dann vollgespamt. Dankeschön!

Wenn man aber die eingetragene Email-Adresse hat, kann man sich zum Glück ein neues Passwort schicken lassen – und das Profil wieder löschen. Ruhe im Karton!

Aber ich vergesse immer, diesen Newsletter von dem Fitness-Studio in Köln abzubestellen. Das ist nicht gut. Immer wenn ich den kriege fühle ich mich dick und unbeweglich…

Seit Oktober bekomme ich auch Post auf polnisch. Das stellt mich vor neue Herausforderungen – denn ich kann kein Polnisch und mein gegenüber versteht offenbar kein Englisch.

Dank des Google-Übersetzers weiß ich aber, dass er mich für seine Schwiegertochter hält, die in Hamburg arbeitet und dass er nicht verstehen kann, warum ich nie antworte.

Das hat mich jetzt zwei Monate lang immer wieder beschäftigt, denn da liegt mir wirklich viel dran, dass es innerhalb der Familie und vor allem auch zwischen den Generationen harmonisch zugeht. In meiner Familie klappt das leider nicht so gut.

Da will ich wenigstens bei anderen nicht noch Missverständnisse hinzufügen. Aber meine englische Antwort-Mail stieß auf taube Ohren und an das Polnische habe ich mich nicht heran getraut. Ich kann da schon auch schüchtern sein…

Heute erfahre ich allerdings, dass eine Verwandte der polnischen Familie in Lebensgefahr schwebt! Jetzt habe ich mit ach und Krach eine polnische Mail verfasst, um den Sachverhalt zu erklären. Die arme Schwiegertochter sitzt ja in Hamburg und weiß von nichts!

Und endlich haben wir uns verstanden, gerade habe ich die Mail von meinem Schwiegervater in spe erhalten:

polnische Post

 

Übersetzt heißt das sowas wie:

googelige Übersetzung

 

Halleluja!

 

Z poważaniem

Fräulein Bork

 

P.S.:

Hier noch ein wunderschönes Bonbon zum Schluss: „Ein Kuss mit Liebe“ aus dem Film „Fräulein, falsch verbunden“ von 1931/32

„Enttäuschung ist mir eine Beglückung, denn zuvor war ich getäuscht, danach ist die Täuschung aufgehoben.“ (Janosch)

Sehr geehrte Leserschaft,

Der Duden sagt:

Ent·täu·schung (ɛntˈtɔyʃʊŋ), die – etwas, das jmdn. traurig macht, weil es seine Erwartungen nicht erfüllt

1. das, was jemanden enttäuscht: Dieser Abend war eine einzige (große) Enttäuschung für mich

2. nur Sg; das Enttäuschtsein: Er konnte seine Enttäuschung nicht verbergen

Ich bin neulich enttäuscht worden und versuche nun möglichst gescheit damit umzugehen. Da bin ich natürlich nicht die Erste und man muss ja nicht immer gleich das Rad neu erfinden.

Als erstes fiel mir obiger Spruch von Janosch ein. Hm.

Max Planck hat das ebenfalls sehr problemlösungsorientiert formuliert: „Auch eine Enttäuschung, wenn sie nur gründlich und endgültig ist, bedeutet einen Schritt vorwärts.“

Ja.

So kann man das sicher sehen.

Aber sicherlich auch erst, wenn man die fünf Phasen der Trauer durchlaufen hat. Denn grundsätzlich machen einen Enttäuschungen erstmal einfach unglücklich.

Und wenn dann Marie von Ebner-Eschenbach kommt und sagt: „’Und ich habe mich so gefreut!‘ sagst du vorwurfsvoll, wenn dir eine Hoffnung zerstört wurde. Du hast dich gefreut – ist das nichts?“ – dann schwillt mir persönlich eher der Kamm als dass ich eine Offenbarung erfahre.

Ich muss da leider den roten Korrekturstift zücken Frau Ebner-Eschenbach!

Vorfreude ist nämlich keine echte Freude, sondern eher so etwas wie Sachen auf Kreditkarte bestellen.

Will heißen: wenn man sich auf Pump gefreut hat und dann die Seifenblase platzt, die Rechnung also nicht beglichen werden kann, bzw. nicht durch das erwartete schöne Erlebnis eingelöst wird, dann muss man die Vorfreude durch Niedergeschlagenheit zurückbezahlen – so sieht’s doch aus!

Die geleistete Vorfreude wird von der Seele in Rechnung gestellt und außerdem macht sich noch eine Verlusterfahrung breit – obwohl man das, was man zu haben glaubte, ja (noch) gar nicht hatte.

Mitunter kommt man sich sogar noch blöd vor, weil man sich zu früh gefreut hat.

Also ich würde dazu jetzt am liebsten eine mathematische Gleichung aufstellen, oder zumindest einen Graphen zeichnen, aber mein Mathe-Leistungskurs ist schon sooo lange her. Da bin ich jetzt offen gesagt zu faul für.

Statt dessen könnten wir uns dieses süße Vögelchen anschauen, das hat so etwas Tröstliches:

süßes Rotkehlchen – tröstlich

Süß. Das ist übrigens hier zuhause mein Bildschirmhintergrundbild – Intime Details aus dem Leben des Fräulein Bork!

So sieht es aus bei Fräulein Bork

Ich bin ja im Prinzip die Letzte, die sich gegen positive und optimistische Sichtweisen stemmen würde aber wenn es um Gefühle geht, kann man die eben nicht immer mit pragmatischen Handwerkszeug anpacken.

Das ist wie Angeln mit der Strickliesel!

*

Zeitsprung.

*

Der beiläufig daher geschriebene Strickliesel-Vergleich hat mich gerade eine volle Stunde auf You-Tube gekostet (Damn You World Wide Web!!) – weil ich einfach nur mal kurz nachsehen wollte, wie das nochmal gleich ging mit der Strickliesel. Und wo bin nach einer vielgliedrigen Kette von Klicks schließlich gelandet?

Bei „25 Ways to Wear a Scarf in 4.5 Minutes by Wendy!“

Den „European Loop“ hat meine Deutschlehrerin früher immer getragen.

Ich war ja so naiv, dass ich gar nicht dachte, dass diese Tragemöglichkeiten natürlich genauso wie die Krawatten-Knoten auch alle Namen haben…

Das muss die Leserschaft sich bitte auch ansehen, das ist nämlich gut für das Allgemeinwissen – gerade im Winter – und hat wirklich eine charmante Choreographie!

Ich kann jetzt gleich mal den Wasserfall-Knoten üben, damit gehe ich dann meinen geliebten Thronfolger standesgemäß von unserer heldenhaften Tagesmutter abholen.

Ich hoffe, die geneigte Leserschaft ist jetzt nicht allzu enttäuscht, dass wir keine Lösung für das Problem mit den Enttäuschungen gefunden haben. Einige würden bestimmt anraten, man solle sich nicht auf Pump freuen. Nö. Sehe ich nicht so.

Aber ich habe auch gerade eine riiiiesengroße Bestellung bei Zalando auf Kreditkarte gemacht, vielleicht bin ich da also nicht die beste Ratgeberin. Zugegebenermaßen hat das allerdings meine Niedergeschlagenheit deutlich abgeschwächt. Manchmal bin ich eben auch nur ganz einfach gestrickt.

Ich wünschte jetzt natürlich nur, ich hätte mir auch einen neuen Schal bestellt…

Mit freundlichen Grüßen

Fräulein Bork

„Die Männer haben keine Geduld. Deswegen haben sie ja den Reißverschluss erfunden.“ (Senta Berger)

Sehr geehrte Leserschaft,

der Reißverschluss ist eine großartige Erfindung!

Ich finde schon den Namen klasse. Reiß-Verschluss!

Toll.

Senta Berger hat sich aber offenbar nicht umfassend informiert, offiziell wurde der Reißverschluss nämlich nicht für ungeduldige Männer sondern für ungeduldige Kinder erfunden. Damit die sich leichter an- und ausziehen können.

Der Schuss ging für ungeduldige Männer eher nach hinten los: allein in den USA führt gedankenlose Reißverschluss-Benutzung jedes Jahr zu ca. 2000 Phallus-Verletzungen. O weh.

Liebe Männer: Konzentriert Euch!

Wie dem auch sei: der Reißverschluss revolutionierte unsere Verschlusskraft und wurde bald auch zum Sinnbild. Spätestens in der Fahrschule hören wir vom Reißverschlussverfahren.

Hat das eigentlich jemals außerhalb einer Fahrschul-Theorie-Stunde funktioniert? Ich durfte ein gesittetes Reißverschlussverfahren jedenfalls noch nie erleben.

Wirklich schade! Es könnte so elegant und fließend sein wie beim Wasserballett:

Olympiade 2008: Team China macht den Reißverschluss!

 

Statt dessen geht es zu wie beim Autoskooter auf der Dorfkirmes.

Wobei man sagen muss: auch der Synchron-Schwimm-Sport wird immer aggressiver. Während in obigem Bild die chinesische „Mann“-schaft noch ein traditionelles Bild verkörpert, legen die Spanierinnen eine Performance hin, die ich so niemals in dem Genre erwartet hätte…

Aber das Reißverschlussverfahren beherrschen die trotzdem, das sind eben Profis.

Nicht so wie unsereiner, der im Stau abwechselnd mit zusammengekniffenen Augen zischt:“Du kommst hier nicht rein, Du bleibst schön, wo Du bist!“ um dann wieder zu fluchen: „Jetzt lass‘ mich doch rein Du Arrrr…, muss ich Dir erst ins Auto fahren oder was?!“

Das kommt vom Zeitdruck.

Wir können es uns einfach nicht leisten im Stau zu stehen und dann werden alle wütend und obgleich wir tief innen drin alle wissen, dass das Reißverschlussverfahren bei einer Fahrbahnverengung Wunder wirkt, können wir nicht anders, als uns in die zwei Hauptrichtungen unseres gesellschaftlichen Denkens aufzuspalten:

  1. Die Schlangesteher
  2. Die Reindrängler

Die Schlangesteher beachten die Schilder und ordnen sich frühzeitig ein, was dazu führt, dass sie langsamer vorankommen, aber auf dem richtigen Weg sind.

Was aber auch dazu führt, dass der Stau viel, viel länger wird als er sein müsste.

Die Reindrängler beachten die Schilder und fahren durch bis ihre Spur aufhört. Sie haben das Gesetz auf ihrer Seite, sie müssen sich erst da vorne einfädeln. Aber diese Audi/BMW/etc.-Fahrer fädeln nicht, die stemmen sich rein. Und während die vorher an einem vorbei ziehen merkt man richtig, wie die denken: „Ihr blöden Deppen, steht alle in der Schlange…“

Und dann treffen sich die beiden Parteien vorne bei der Fahrbahnverengung und fletschen die Zähne…

Ich frage mich sowieso, warum nicht viel mehr Amok-Läufe im Straßenverkehr stattfinden, gerade im Sommer, wenn überall die Baustellen aus der Erde wachsen, die Staus erblühen und uns alle zu Innenstadt-Allergikern machen.

Da habe ich schon so manchmal, wenn ich nach vier Ampelphasen nur ca. zwei Meter weiter gekommen war, gedacht: ‚Ich nehme jetzt mit dem Auto einfach Anlauf und dann fahre ich die blöde Baustelle kaputt! Dann haben wir hier endlich wieder Platz! Und den blöden Bauarbeiter erwische ich auch, der mir gestern auf meine Nachfrage hin, wie lange diese Baustelle denn wohl da bleiben wird, gesagt hat: „Das dauert halt so lange es dauert.“ … Den erwische ich leicht!‘

Aber zum Glück mache ich ja auch Yoga. Das hat dem jungen Mann wahrscheinlich das Leben gerettet.

Wir können doch alle einen kleinen Beitrag leisten und das Reißverschluss-Prinzip wieder stärker in unsere Fahrweise integrieren. Auf „Fahrtipps.de“ habe ich uns folgende Anleitung besorgt:

„Es empfiehlt sich bei zähfließendem Verkehr auf der Autobahn, frühestens 50 Meter vor dem Hindernis mit dem Fahrspurwechsel zu beginnen. Das macht auch deshalb Sinn, weil die nachfolgenden Fahrer das Hindernis dann bereits erkennen können und nicht »auf Verdacht« die Spur wechseln, nur weil der Vordermann dies tut.

Und hier wieder der Appell an alle Beteiligten: Niemand soll auf stur schalten, weil ihm der Fahrstil des Anderen nicht gefällt. Am Wechselpunkt lässt jeder den Nebenmann einfach einfädeln und sorgt so für Stau- und Stressabbau. Und wenn mal gleich zwei oder drei Fahrzeuge zusammen herüberkommen, hat man wahrscheinlich nur einen zu netten Eindruck gemacht.“

Also: ruhig bleiben – aber auch nicht zu nett gucken!

Und jetzt haben wir uns noch ein wenig Zerstreuung verdient.

Diese grandiose Folge der ‚Sendung mit der Maus‘ startet mit der Fragestellung: „Wie zieht man einen nackten Mann an?“ (Der Sprecher weist darauf hin, dass er das Ganze erklären soll ohne das Wort „Nippel“ zu verwenden – gar nicht so leicht…)

Schön!

In jedem Fall möchte ich in Bezug auf das Anziehen nackter Männer meinen oben erwähnten Ratschlag nochmals bekräftigen: Konzentration!!

Mit konzentrierten Grüßen

Fräulein Bork